Die Idee des „Sharings“ ist nicht neu: schon in der Vergangenheit haben Menschen Dinge, die sie nicht mehr brauchten weitergegeben, verkauft oder verliehen. Vernetzt hat man sich über Anzeigen in der lokalen Zeitung oder – ganz oldschool – im direkten Gespräch.
Dann kam der Wohlstand – und mit ihm eine Zeit, in der sich vieles um den persönlichen Besitz und um Individualität drehte. Wieso leihen, wenn man auch besitzen kann? Die Zeiten, in denen Dinge aus finanziellen Gründen gemeinschaftlich genutzt werden müssen, sind vorbei. Zu gut geht es der Gesellschaft und zu günstig sind die Produkte geworden. Wie ein Inselbewohner richtet man sich ein und stattet man sich aus – unabhängig und autark.
Trotzdem – oder genau deswegen ist sie jetzt da, die Sharing Economy. Und sie wächst rasant seit 15 Jahren. Der Wohlstand ist zu selbstverständlich geworden und seine Folgen für die Welt zu drastisch. Nachhaltiger Konsum ist wichtiger als Besitz. Minimalismus wird zum neuen Trend-Lifestyle. Das Ziel ist es, möglichst wenige Ressourcen zu verbrauchen, anstatt möglichst viel zu kaufen. Kapazitäten, die schon da sind, sollen ausgenutzt werden. Statt städtischer Isolation soll es wieder mehr soziale Kontakte geben und der Zusammenhalt in der Gesellschaft soll gestärkt werden.
Der Unterschied zu früher: Heute gibt es das Internet. Und es gibt Smartphones. Unzählige neue Plattformen sind einzig dafür entstanden, Suchende und Bietende miteinander zu verknüpfen. Bezahlt wird ganz einfach mobil. Innerhalb weniger Jahre ist so die Welt des Leihens und Tauschens gigantisch groß geworden. Man holt sich nicht mehr nur Bücher aus der Bibliothek oder ein paar Skier vom Verleih. Man fährt mit Car-Sharing zur Arbeit, schläft in einer Airbnb-Wohnung in Paris, verkauft einen Smoking bei Kleiderkreisel und leiht sich ein Abendkleid bei der Kleiderei.