PlatTformÖKONOMIE

Das Plattform­geschäft:
Wie die Community die Zukunft erobert

Das Plattform-Geschäftsmodell ist das Wahrzeichen der digitalen Transformation. In den letzten zwei Jahrzehnten gab es in keinem anderen Geschäftsmodell ein derart rasantes Wachstum. Gleichzeitig wurden mehrere Branchen auf den Kopf gestellt und alte Selbstverständlichkeiten haben sich aufgelöst. Während das Plattform-Geschäftsmodell lange von Giganten wie Amazon und eBay regiert wurde, wecken die steilen Wachstumszahlen mehr und mehr das Interesse anderer.


Viele Hersteller und Händler denken darüber nach, auf den Zug der Plattformökonomie (Platform Economy) aufzuspringen. Einige möchten ihre eigene Onlineplattform in Gang bringen, andere wollen Plattformen als Vertriebskanal nutzen.

Im Kern geht es aber darum, Hersteller und Anbieter von Produkten und Dienstleistungen sowie Informationen mit der Community der Nachfrager und Konsumenten zusammenzubringen.


Das Wachstum, der weitgehend autonomen Teilnehmer, innerhalb der Plattformökonomie wird durch die Digitalisierung eindrucksvoll beschleunigt. Das verändert nicht nur die Wettbewerbslandschaft von Grund auf, sondern ist für viele Firmen die Gelegenheit, die digitale Transformation, mit alle ihren Konsequenzen, in Angriff zu nehmen.


Hier erfahren Unternehmer, wie die Plattformökonomie funktioniert, welche Chancen und Risiken sich bieten und wie das Modell für die eigene Firma genutzt werden kann.

Digitale Plattformökonomie

1. Plattform­ökonomie und Onlineplattform
- Was ist das?

Das Plattform-Geschäftsmodell ist ein digitales Businessmodell und besteht aus einem Server, der verschiedene Dienstleistungen anbietet, damit Kunden, Entrepreneuers, Unternehmen und die Öffentlichkeit im Allgemeinen miteinander in Dialog treten können.


Ziel einer Plattformökonomie ist es, Produkte zu verkaufen oder Ressourcen miteinander zu teilen. Der Begriff wird in der Fachsprache ebenfalls genutzt, um wettbewerbsorientierte digitale Innovationen zu beschreiben. 

Die Spieler in der Plattformökonomie
Es lassen sich drei Haupttypen im Plattform Geschäftsmodell unterscheiden:
Onlineplattform für Transaktionen (Transaction platform): Diese digitalen Matchmaker dienen als virtueller Treffpunkt oder Marktplatz für ganz verschiedene Gruppen von Menschen. Typische Beispiele sind Facebook, Amazon und Etsy.
Onlineplattform für Innovationen (Innovation platform): Dieses Plattform-Geschäftsmodell stellt den technologischen Rahmen zur Verfügung, der gemäß den individuellen Ansprüchen konfiguriert werden kann. Eine derartige Plattformökonomie wird von Firmen wie Salesforce, Oracle und Microsoft zur Verfügung gestellt.
Integrative Onlineplattform (Integration platform): Diese Form der Plattformökonomie stellt eine Kombination aus Transaktions- und Innovationsplattform dar. Man kann sich die Arbeitsweise bei dieser Onlineplattform ähnlich der Marktplätze für Apps, wie Google Pay oder den Apple App Store vorstellen.

Der Siegeszug der Plattformökonomie hat in vielen Fällen dafür gesorgt, dass ältere Geschäftsmodelle zurückgedrängt wurden. Wer sich einmal in seiner Umgebung umschaut, wird feststellen, dass Videotheken aus dem Straßenbild völlig verschwunden sind und mittlerweile durch Onlineplattformen wie Netflix oder Hulu ersetzt wurden. Zwar werden immer noch Ferienwohnungen auf konventionellem Weg, via Zeitungsannoncen oder Homepages, vermietet oder am Bahnhof kann einfach ein Taxi genommen werden, doch haben auch hier mittlerweile Unternehmen, die auf einer App basieren, wie Airbnb oder Uber, die Nase vorne.  


Das Plattform-Geschäftsmodell hat nicht nur einen großen Einfluss auf das Verhalten von Konsumenten und auf Verkaufsmodelle, sondern auf das Arbeitsleben insgesamt. Das Plattform-Geschäftsmodell hat eine Fülle an neuen, spezifischen Jobs geschaffen, während andere Berufsbilder angepasst wurden oder durch den technologischen Fortschritt überflüssig wurden.

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Plattform Geschäftsmodell: Eine kurze Geschichte

Auf den ersten Blick scheint die Plattformökonomie ein typisches Geschäftsmodell des 21. Jahrhunderts und untrennbar mit dem Internet verbunden zu sein. Dabei gab es schon 1100 Jahre vor unserer Zeitrechnung in China Heiratsvermittlungen, die nach dem Prinzip einer Onlineplattform in der realen Welt funktionierten. Auch die Griechen betrieben den Getreidehandel als eine Art Plattform-Geschäftsmodell und nach einem ähnlichen Muster funktionierten auch mittelalterliche Märkte und Messen. Das Wort Plattform für einen Ort, an dem interagiert wird, aber auch im metaphorischen Sinn, ist so seit dem 16. Jahrhundert belegt.


Die Vorläufer einer Onlineplattform haben sich jedoch erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts herausgebildet. In den 1990er Jahren trat das Konzept seinen Siegeszug in akademischen Kreisen an. Prominente Beispiele sind die Harvard Business School oder die Technologieplattform von Wintel.


Ab der Jahrtausendwende wurden die beiden Begriffe „Onlineplattform“ und „Plattform-Geschäftsmodell“ immer beliebter. Einen besonders deutlichen Einschnitt stellte die Finanzkrise im Jahr 2008 dar. Hier zeigte sich deutlich, dass Unternehmen, die gemäß dem Plattform-Geschäftsmodell tätig waren, sich anschickten, in der Weltwirtschaft Führungsrollen zu übernehmen.

Plattformökonomie

Dabei ging man nicht zimperlich vor, wie der Niedergang von Nokia und Blackberry zeigt. Blockbuster musste sich Netflix geschlagen geben und auch viele andere Einzel- und Großhändler mussten sich der Übermacht von Amazon beugen.


2015 nutzen drei der weltweiten Top 5 Unternehmen die Plattformökonomie und sieben von zehn in der Top Ten der Start ups. Trotzdem muss das Plattform-Geschäftsmodell nicht das Aus für traditionelle Unternehmen bedeuten. Schließlich ist eine Onlineplattform selbst relativ einfach erstellt. Und außerdem können bereits bestehende Plattformen von dritten Parteien mitgenutzt werden.


Das Unternehmen Accenture hat 2016 geschätzt, dass 81 % der Geschäftsführer ihre Wachstumsstrategie in den kommenden drei Jahren an der Plattformökonomie ausrichten werden. Während sich im Jahr 2000 gerade einmal eine Handvoll Unternehmen dem Plattform-Geschäftsmodell verschrieben hatte, zählte man 2016 weltweit 170 Unternehmen in diesem Bereich mit einem Schätzwert von einer Milliarde US-Dollar oder mehr. Gleichzeitig wird das Plattform-Geschäftsmodell immer häufiger von öffentlichen Institutionen und NGOs angewendet.


Obwohl noch relativ jung an Jahren, ist das Plattform-Geschäftsmodell wissenschaftlich hervorragend untersucht - nicht nur von Forschergruppen, sondern auch von Regierungen und Organisationen wie der EU. Die Meinungen sind zwiegespalten. Auf der einen Seite wird in den Onlineplattformen ein Modell gesehen, dass die Produktivität verbessert und das Risiko ineffektiver Maßnahmen auf bereits bestehenden Märkten reduziert und gleichzeitig die Kosten senkt.


Außerdem hilft das Plattform-Geschäftsmodell dabei, neue Märkte zu erschließen und flexiblere Arbeitswelten zu erschaffen. Doch nicht nur in den Industrinationen ist zum Beispiel Crowdworking in den Mittelpunkt gerückt, sondern das Plattform-Geschäftsmodell kann, nach Ansicht der Experten, auch Entwicklungs- und Schwellenländern interessante Impulse geben. Kritische Stimmen merken dabei an, dass traditionelle Jobs durch teilweise prekäre Anstellungsverhältnisse ersetzt werden, was eine Verringerung der Rechte von Arbeitnehmern zur Folge hat. Auch weniger Steuereinnahmen könnten im Kontext der Plattformökonomie zum Thema werden. Nicht vergessen werden darf die psychologische Auswirkung, die eine Onlineplattform auf das soziale Leben hat. Wenn sich alles nur noch im Internet abspielt, besteht die Gefahr des Rückzugs aus der Gesellschaft. Während erste Ansätze dahin gingen, das Plattform-Geschäftsmodell von staatlicher Seite aus so wenig wie möglich zu regulieren, hat sich diesbezüglich der Wind gedreht. Seit 2016 greift der Gesetzgeber deutlich häufiger in das Plattform-Geschäftsmodell ein.

Das Plattform-Geschäftsmodell - Beziehungen und Wechselwirkungen mit anderen digitalen Geschäftsmodellen

Mit dem Plattform-Geschäftsmodell wurde das Rad nicht komplett neu erfunden. Zwar sorgt dieses für einen oft abrupten Bruch mit Geschäftspraktiken im Groß- und Einzelhandel, doch es greift gleichzeitig zurück auf bereits bestehende Konzepte in der Netzökonomie:
Sharing Economy: Hinter der Sharing Economy steckt die Idee, dass Kunden lieber bestimmte Dinge ausleihen, statt selbst die Anschaffung zu tätigen. In der Plattformökonomie startet ein Unternehmen eine Onlineplattform, in die sich User einloggen können, um Zugang zum Angebot zu haben. Ein Beispiel wäre hier Airbnb. Auf dieser Plattform werden private Wohnungen und Häuser als Wohn- und/oder Urlaubslokation angeboten. Nutzer können diese dann buchen und der Gedanke des Teilens entsteht.
Economy on demand: Das Prinzip funktioniert ähnlich dem der Sharing Economy. Aber hier herrscht der Grundgedanke, dass Kunden sofort das Gewünschte erhalten können und nicht erst auf ein passendes Angebot warten müssen. Der Musikstreamingdienst Spotify gehört hier dazu. Die User kaufen auf dieser Plattform keine bestimmten Alben oder Songs, sondern schließen eine Art Abo ab und genießen dann einfach jegliche Musik die hier vorhanden ist.
Digital Economy: Hier geht es einfach um technologie- und computerbasierte Aktivitäten. Das Plattform-Geschäftsmodell ist im Grunde eine Branche der Digital Economy.
Gig Economy: Dieser Bereich betrifft die Auswirkungen der Netzwerkökonomie auf die Arbeitswelt. Der Trend geht zu befristeten oder projektbezogenen Verträgen. Dank der Technologie ist die Anwesenheit in einem Büro nicht mehr erforderlich. Es kann von überall gearbeitet werden.

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2. Diese Unternehmen sind mit dem Aufkommen
der Plattform­ökonomie entstanden

Die New Economy hat bereits um die Jahrtausendwende den ersten Angriff auf etablierte Geschäftsmodelle gewagt. Damals gingen viele Technologieunternehmen mit einer Menge Risikokapital an den Start, um neue Geschäftsmodelle im immer kommerzieller werdenden Internet zu realisieren. Einige dieser Unternehmen sind längst Geschichte, doch das 1995 als elektronisches Buchgeschäft gegründete Portal Amazon blieb und läutete den Niedergang des Traditionsbuchhandels ein. Die heutige Spitzenposition innerhalb des Plattform-Geschäftsmodells geht allerdings mehr auf den Marketplace zurück, wo Drittanbieter neue und gebrauchte Produkte verkaufen und Amazon sich nicht um Lagerbestände kümmern muss.


Ein anderes Beispiel ist der Onlinebezahldienst PayPal, der zunächst eine Internetwährung etablieren sollte. Das gelang nicht, machte PayPal aber zum führenden Bezahldienstleister im Netz.


Die Plattformökonomie wird heute von Amazon, Facebook, Google, Apple oder Alibaba dominiert. Die Monopolstellung geht einerseits auf eine starke Finanzkraft zurück, aber auch auf den exzellenten Zugang zu Daten von Usern rund um den Globus. Zu den Top-Plattformen zählen neben Amazon und eBay:

Alibaba
Rakuten
Airbnb
Booking.com
Yatego
Allyouneed
Etsy
Weltweit größten Plattformökonomie Unternehmen 2018

3. Online Plattformen - So werden sie genutzt

Die Payment Onlineplattform Stripe hat sich das Nutzerverhalten in der Plattformökonomie in Deutschland angeschaut. Rund 81% der für die Studie Befragten hatten in den letzten 12 Monaten eine Onlineplattform genutzt. 31% davon agieren selbst als Anbieter in der Plattformökonomie. 63% sehen im Plattform-Geschäftsmodell einen hohen Mehrwert. Das betrifft vor allem die Auswahl für Kunden, die bessere Erreichbarkeit der Kunden und die Steigerung des Wettbewerbs.


In den Bereichen Sharing, Hospitality, Crowdfunding, Haushalt, Gastronomie und Lieferdienste werden im Moment über 100 europäische Plattformen gelistet. Dies zeigt deutlich den Trend, dass immer mehr Unternehmen sich für das Plattform-Geschäftsmodell entscheiden. Spitzenreiter ist mit 79% der E-Commerce, gefolgt von Hotel- und Reiseanbietern (33%) sowie Lieferdienst-Plattformen (14%). Bei um die 5% liegen dabei hingegen Sharing, Gastronomie, haushaltsnahe und persönliche Dienstleistungen sowie Crowdfunding. Im internationalen Vergleich nutzen die Deutschen überdurchschnittlich häufig den E-Commerce, Schlusslicht bilden Reservierungen in der Gastronomie.


75% der Leute sind dabei davon überzeugt, auf einer Onlineplattform Produkte zu finden, die im Fachhandel nur schwer erhältlich sind. Viele Verbraucher und Anbieter glauben, das Plattform-Geschäftsmodell stärke nachhaltig die Wirtschaft, was vor allem an gesteigerten Auswahlmöglichkeiten und einem mehr an Wettbewerbern liegt. So können auch kleine Händler die Community erreichen.


Deutsche User legen bei einer Onlineplattform vor allem Wert auf:

das Gesuchte schnell finden (95%)
Bestellungen verfolgen zu können (94%)
Sicherheit und Schutz von Daten (93%)
Rabattaktionen (89%)
Empfehlungen von Händlern und Produkten (79%)
verschiedene, speicherbare Zahlungsarten (73%)
Möglichkeit, neue Produkte zu finden (70%)
Lesen von Bewertungen (48%)
Ein gut funktionierender Payment-Prozess ist wichtig für den Erfolg einer Onlineplattform. Viele Kunden springen ab, wenn der Zahlungsprozess zu lange dauert oder die Auswahl begrenzt ist. Obwohl Experten den Kryptowährungen eine große Zukunft prophezeien, fühlen sich die Deutschen von einer Onlineplattform, auf der mit Kryptowährung bezahlt werden kann, eher abgeschreckt.

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4. Wie können Unternehmen das Plattform
Geschäftsmodell für sich nutzen

Bevor man sich mit dem Gedanken befasst, in das Plattform-Geschäftsmodell einzusteigen und eine eigene Plattform zu entwickeln, sollten Unternehmer sich zunächst klarmachen, was Digitalisierung für sie überhaupt bedeutet. Hier kann als Leitfaden die Definition von Gartner herangezogen werden, die sinngemäß besagt: "Digitalisierung bedeutet, digitale Technologien zu nutzen, um ein Businessmodell zu ändern, damit neue Geschäftsideen und Mehrwerte geschaffen werden."

 

Digitalisierung bedeutet in diesem Kontext mehr als Datenmanagement und computerbasierte unternehmerische Prozesse. Das Internet, ständig verfügbar am Arbeitsplatz, aber auch am Smartphone, bildet lediglich die Basis, auf der ein Plattform-Geschäftsmodell entwickelt werden kann.

Was genau ist die Digitalisierung?

Unter Digitalisierung versteht man die Verwendung digitaler Technologien, damit ein neues Geschäftsmodell geschaffen oder ein bestehendes verändert werden kann. Es handelt sich dabei um den Übergang zu einem Prozess, der Umsatz- und Wertsteigerungsmöglichkeiten zum Ziel hat. Mehrwerte für den Kunden werden geschaffen durch:
Neue Geschäftsmodelle, die unter dem Einsatz digitaler Technologien entstehen
Unterbrechung der herkömmlichen Wertschöpfungskette, indem Zwischenhändler oder Vermittler ausgeschlossen werden
Schaffung einer Netzwerkökonomie, die über das eigene Unternehmen herausgeht, was Partner, Lieferanten, Kunden oder sogar Mitbewerber inkludieren kann
Integration von Sensoren in Systeme und Produkte, die Daten zur systematischen Analyse liefern, damit neue Einnahmequellen und Marketingstrategien erschlossen werden können
Transformation von B2B in B2C oder B2B2C
Unternehmenskultur, die an Service und Kunden orientiert ist
Plattformökonomie

Was Unternehmen von den Giganten der Plattformökonomie lernen können

Wer sich mit dem Plattform-Geschäftsmodell beschäftigt, fragt sich häufig, an welchem Punkt der Start erfolgen sollte. Das ist natürlich von Unternehmen zu Unternehmen verschieden, doch um ein Gefühl dafür zu kommen, wie eine Onlineplattform funktioniert, ist es sinnvoll, die digitalen Marktführer unter die Lupe zu nehmen, um aus deren Erfolgsgeschichten einige digitale Zutaten abzuleiten und für das eigene Unternehmen zu modifizieren.
Image: Die Giganten im Plattform Geschäft überzeugen mit einem coolen, querdenkerischen Image.
Konkreter Kundennutzen: Kunden müssen einen konkreten Nutzen von einer Onlineplattform haben. Sie können Filme ansehen, Musik hören, die günstigsten Verträge für Mobiltelefone oder Versicherungen finden, alle Arten von Produkten online shoppen, Sprachen lernen sowie mit einem Produkt verbundene Transaktionen digital durchführen. Man sollte daher immer fragen: "Welche Wünsche hat der Kunde?", "Welche Probleme bestehen aktuell?". "Welche Unbequemlichkeit bei der Nutzung kann minimiert oder eliminiert werden?" 
Weniger ist mehr: Die Anwendung sollte sich auf das Wesentliche beschränken und vor allem nutzerfreundlich sein. Man denke an den Erfolg von Google, der durch eine simple Webseitenstrukturierung zustande kam, die 1-Click-Bestellmöglichkeit bei Amazon oder das intuitiv bedienbare Interface des iPhone
Kompetenzen präsentieren: Der Nutzer muss die Möglichkeit erhalten, sich selbst oder seine Kompetenz der Weböffentlichkeit zu präsentieren. Das kann in Form von Profilen passieren. So wird dem Bedürfnis nach Individualität und Sichtbarkeit Rechnung getragen und ein Gruppengefühl hergestellt. Es geht hier durchaus darum, die Lust an der Selbstdarstellung zu fördern und gezielt zu nutzen.
Spieltrieb nutzen: User sind wettbewerbsorientiert. Es gibt viele Beispiele für erfolgreiche Geschäftsmodelle, die mit Bonuspunkten und Belohnungen für Anwender arbeiten, die Bewertungen abgeben oder als Scout für Neu-User in der Community aktiv sind. Auch eine "Gamification" des Angebotes ist denkbar.
Kommentare und Bewertungen: Die Intelligenz der Crowd kann genutzt werden, um durch Kommentare Lösungen zu erhalten oder Bewertungen abzugeben. Selbst Crowdfunding funktioniert auf diese Weise.
Ortsabhängiger Service: Warum nur ein Hotel in der Stadt zeigen, wenn es im Umkreis von 10 km Schnäppchen zu machen gibt? In Kombination mit Google Maps wird ein erheblicher Mehrwert für den Kunden geschaffen.
Exklusive Systeme schaffen: Apple und Amazon machen es vor. Sie schaffen exklusive Bereiche wie iTunes für die zentrale Steuerung oder erheben Gebühren für die Nutzung des Marktplatzes.
Maximum an Content: Kunden möchten vor allem eine möglichst große Auswahl an Produkten, die ständig verfügbar sind. Unternehmen sind daher gefordert, sich für eine gelungene Plattformökonomie mit vielen Händlern und Providern zu vernetzen, um dem User eine breite Palette an Möglichkeiten zu offerieren. So entsteht für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation.
Geringe Einstiegshürden: Kunden schließen nicht gerne Abos ab, die über ein Jahr laufen, und wollen erst einmal testen, ob sich die Investition, zum Beispiel in einen Streamingdienst oder eine Software, lohnt. Dem Anwender muss es daher durch flexible Abos oder Einstiegsangebote so leicht wie möglich gemacht werden, einen Service zu nutzen.
Userfreundliche Preise: Ideal sind Produkte und Content, der erschwinglich ist. Wer 99 Cent für eine App, ein Video oder einen Song zahlen muss, investiert eher, als wenn das Produkt 2,99 Euro kostet.
Skalierbare Geschäftsmodelle: Unternehmen müssen die Voraussetzungen schaffen, um die Nutzeranzahl und damit den Umsatz zu steigern, ohne weiter in die Infrastruktur oder die Produktion zu investieren.
Intelligente Produkte: Wieder einmal darf das iPhone als Beispiel herhalten. Aber hier stimmt einfach die Kombination von hochwertigem und aufgeräumtem Design mit einer simplen, aber genialen Systemarchitektur.
Erfolgsrezepte weiter kochen: Wenn ein Produkt ein Erfolg ist, darf gerne an neuen Features gefeilt werden. Wieder dient Apple als Fallbeispiel: Zunächst war der iPod ein Musikplayer, wurde dann zum Multimediaplayer und bekam am Ende noch eine Funktion für Internet und Telefon. Am Ende der Evolution stand das iPad. Anderes Beispiel: Amazon startete einst mit Büchern und baute darauf alle weiteren Angebote auf.
Netzwerkeffekte nutzen: Man kennt das: Zunächst war ein Freund auf Facebook, schließlich der gesamte Abschlussjahrgang. Indem der Nutzen eines Produktes für einen Kunden außerordentlich ist, überzeugt er auch leichter sein Umfeld, sodass ein "Habenwollen"-Effekt einsetzt.
Klickraten und Views: Je mehr User sich, auf den verschiedenen Kanälen, Content mit Werbung anschauen, desto höher sind die Einnahmen für ein Unternehmen.
Direkte Zielgruppenansprache: Wer ein Produkt anbietet, sollte wissen, welcher Kundentyp davon profitieren wird. Daher sollten Bedürfnisse analysiert und danach Zielgruppen direkt angesprochen werden. Besonders bewährt haben sich "Erfahrungsberichte", die anderen zum Kauf oder zur Nutzung eines Produktes motivieren können.
Globale Trends nutzen: Nachhaltigkeit ist ebenso sehr gefragt auf dem Globus wie die Prinzipien der Shared Economy. Wenn Airbnb wie ein Magnet wird, warum sollten Ferienhäuser dann noch klassisch per Katalog vermietet werden?
Vertrieb per Internet: Wer einmal eine Onlineplattform eingerichtet hat, kann global und kosteneffizient zum Beispiel Downloads oder Upgrades für Software bereitstellen.
Logistik: Um konkurrenzfähig in der Plattformökonomie zu sein, muss die Logistik nicht nur preiswert sein, sondern schnelle, unkomplizierte und am besten kostenlose Retouren ermöglichen.
Passgenauer Kundenservice: Nur ein zufriedener Kunde bestellt wieder. Daher gehört ein Austausch defekter Ware zum Muss beim Serviceangebot. Auch eine Geld-zurück-Garantie bei Nichtgefallen erhöht die Kundenzufriedenheit.
Richtiges Timing: Eine Idee kann noch so gut sein - wenn die Technologie noch nicht dafür bereit ist, nutzt das wenig. Hier wieder das iPhone als Beispiel: Bei Markteinführung waren Mobilfunknetze zum ersten Mal in der Lage, auch üppigen Content mit passabler Geschwindigkeit zu übertragen.
Kurz gesagt: Es geht bei der Plattformökonomie in erster Linie darum, traditionelle Denkmuster im Unternehmen loszulassen und sich der Innovation zuzuwenden.

Wie die Transformation in das Plattform-Geschäftsmodell gelingt

Nachdem die Vorarbeit geleistet ist, kann der Einstieg in die Plattformökonomie erfolgen. Eine Onlineplattform stellt nicht einfach eine Marke dar, sondern im Plattform-Geschäftsmodell kommt es zu Wachstum und Innovation. Voraussetzung für den Erfolg in der Plattformökonomie ist, dass Unternehmen sich von ihren klassischen Denkmustern wie "mein Serviceangebot" oder "meine Produktpalette" distanzieren.


Im Plattform-Geschäftsmodell wird die einzelne Firma zum Koordinator verschiedener Partner und Vermittler. Produkte werden nicht mehr oder nicht mehr hauptsächlich entwickelt und optimiert. Im Mittelpunkt steht die reibungslose Koordination aller beteiligten Partner, damit innerhalb des Wertschöpfungsnetzwerkes jeder profitiert. Die Onlineplattform modifiziert dabei den Zugang zum Markt.


Die rasanten digitalen Schnittstellen der Plattformökonomie verändern sämtliche Abläufe zwischen Unternehmen und Kunde mit atemberaubender Geschwindigkeit. Nicht nur Branchengrenzen verschwimmen, sondern es wird auch länderübergreifend gearbeitet. Im Vordergrund: Die Kontrolle des Endkundenzugangs, die nicht nur über den Browser erfolgt, sondern auch über Assistenten wie Siri und Alexa, den Fernseher und Steuerungseinheiten der Virtual Reality. Unternehmen, die noch auf analoge Modelle setzen unterliegen zwangsläufig, wenn es ihnen nicht gelungen ist, den stabilen Zugang zum Endkunden zu etablieren.


Als Unternehmen innerhalb der Plattformökonomie muss man sich daher als das Bindeglied zwischen Angebot und Nachfrage positionieren. Denn nur, indem die Rolle als Matchmaker eingenommen wird, können auf dem Plattform-Geschäftsmodell bestehende Märkte erweitert und neue geschaffen werden. Google vernetzt Angebot und Nachfrage. Wie fällt wohl die Entscheidung des Kunden aus, wenn er auf der Suche nach einem Ferienzimmer das ganze Internet durchforstet oder die Suchmaschine ihm sofort das Angebot von Airbnb offeriert?


Im Plattform-Geschäftsmodell fällt die unsichtbare Hand weg, die den Markt organisiert. Kein Wunder, denn die Transaktionen werden durch die Vernetzung billiger, was die Kunden dankend annehmen und auch die Betreiber einer Onlineplattform freut, denn die Masse macht es am Ende. Nicht umsonst sind die "Big Four" der Plattformökonomie Amazon, Alphabet, Alibaba und Facebook mehr wert als alle Dax30-Firmen zusammen.


Interessant ist dabei der "Besitz" eines Unternehmens in der Plattformökonomie, der nur aus zwei Komponenten besteht:

Auf Servern gehostete Algorithmen
Netzwerkeffekte, die Menschen verbinden

Traditionelle Unternehmen müssen zunächst eine Finanzierung erhalten, um investieren zu können. Außerdem müssen Fachkräfte eingestellt werden, was auch ein gewisses Risiko darstellt. In der Platform Economy wird outgesourct. Uber hat unabhängige Vertragspartner, die selbst für Kauf und Wartung ihrer Fahrzeuge verantwortlich sind. Auch die Wertminderung beim Einsatz muss vom Vertragspartner aufgefangen werden, genau wie Ausfälle. Damit wandert das komplette Risiko weg vom Unternehmen. Ideale Voraussetzungen für Start ups mit minimalem Kapital, aber einem großen Wissen über das Internet und seine Netzwerkeffekte. Der Clou dabei: Das Plattform-Geschäftsmodell wird mit rein digitalen Tools gebaut, schöpft aber seinen Wert aus realen Dingen. Nicht mehr Arbeitsverträge sorgen für Stabilität, sondern die Abhängigkeit der jeweils selbständig agierenden Vertragspartner und Betreiber der Onlineplattform.


Das Plattform-Geschäftsmodell passt zudem perfekt zu den Erwartungen der Kunden von heute. Schließlich steigen diese ständig. Produkte und Dienstleistungen müssen nicht nur passgenau ausfallen, sondern auch sofort verfügbar sein. Niemand möchte mehr vier Wochen auf seinen Kühlschrank warten, weil der Bestand wieder aufgestockt werden muss. Vor allem junge Kunden betrachten derartige Leistungen als selbstverständlich. Daher müssen Unternehmen konsequent an den Kunden und dessen Bedürfnisse denken. Das heißt, weg von der Produktzentrierung hin zur Nutzerfokussierung. Man denke an das Beispiel von Carsharing: Gerade in der Großstadt verzichten immer mehr junge Leute auf ein Auto. Eine entsprechende Onlineplattform ermöglicht jederzeit den flexiblen Zugang zur Mobilität. Natürlich müssen die Fahrzeuge technisch auf der Höhe der Zeit sein.


Die Plattformökonomie hat schon ganze Branchen auf den Kopf gestellt. Nicht nur der Buchhandel und die Reisebranche, sondern auch Vermittlungsportale in der Versicherungsbranche haben die klassischen Anbieter vom Markt gedrängt. Neckermann zum Beispiel musste Insolvenz anmelden, weil der Einstieg in das Plattform-Geschäftsmodell verschlafen wurde. Übernommen haben einstmals kleine Player und Start ups, die meist als Vermittler tätig sind. Um geschäftsfähig zu bleiben, kommen Unternehmen nicht umhin, digitale Modelle zu entwickeln, um die klassische Produktpalette zu ersetzen oder zumindest auf einer Onlineplattform zusätzlich zu präsentieren. In der vernetzten Welt der Plattformökonomie ist es daher unabdingbar, in Systemen zu denken. Die Wertschöpfung wird mit datenbasierten Diensten verknüpft und neu definiert. Das kann dazu führen, dass Hybridprodukte aus klassischer Ware plus Dienstleistung entstehen.


Das Gesetz der Plattformökonomie besagt dabei, dass die Plattform alleine nicht ausreicht. Erst wenn eine möglichst große Anzahl an Anbietern zusammenkommt und unterschiedliche Kundenbedürfnissen Rechnung trägt, steigt die Attraktivität des Plattformmodells. Je mehr App-Entwickler zum Beispiel für ein Betriebssystem entwickeln, desto mehr Nutzer werden am Ende ein Gerät mit diesem System kaufen.


Erfolg stellt sich dann ein, wenn Kunden im digitalen Ökosystem einen Mehrwert erfahren. Auch hier kommt wieder Apple ins Spiel. Dem Unternehmen ist es geglückt, einen Kosmos der Möglichkeiten zu schaffen, indem Geräte verkauft und der App-Store gleichzeitig betrieben wird.


Unternehmen sind daher aufgefordert, die digitalen Spielregeln zu lernen und zu beherrschen. Für den Erfolg innovativer, smarter Geschäftsmodelle gibt es kein Patentrezept. Der Weg beginnt, wenn man anfängt, ihn abgestimmt auf Produkte, Strukturen und Zielgruppen zu gehen. Im Mittelpunkt steht die Frage: "Durch wen und mit wem und wie und mit was für Produkten werden Umsätze generiert?" Ein wichtiger Faktor für einen guten Start in das Plattform-Geschäftsmodell bildet die Unternehmenskultur.

Können Hybridmodelle im Plattform-Geschäftsmodell eine Lösung für Unternehmen sein

Bei aller Begeisterung für die Plattformökonomie - es bringt wenig, einer bereits existierenden Strategie das Plattform-Geschäftsmodell überzustülpen. Besser ist es, einen eigenständigen Bereich mit einer Onlineplattform zu schaffen, die es erlaubt, in der Zukunft neue Projekte zu starten. Wichtig ist zudem, die Augen offenzuhalten und den Kontakt mit möglichen Partnern, wie anderen Händlern, zu suchen, um mehr Kompetenzen und Erfahrungen zu sammeln.


Da die Plattformökonomie hoch im Kurs steht, sollte nicht zu lange gezögert werden und Chancen dann wahrgenommen werden, wenn sie sich bieten. Die beste Idee ist es, Joint Ventures mit Entrepreneurs aus dem technischen Bereich zu starten, bei denen jeder unabhängig bleibt. Ein Beispiel hierfür wäre Factor10, ein unabhängiges Unternehmen, das unter anderem mit dem Energiekonzern Vattenfall zusammenarbeitet und fester Bestandteil der dazugehörigen Onlineplattform ist. Interessante Synergieeffekte können hier vor allem mit Start-ups entstehen, die nach einem neuen Projekt Ausschau halten, aber nicht vom Nullpunkt aus starten wollen. 


Denn während Start-ups darauf gepolt sind, den Turbo einzuschalten, um weiße Flecken auf dem Markt zu schließen, haben etablierte Unternehmen zwar das notwendige Kapital, aber recht schwerfällige Strukturen. Kommen beide zusammen, ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten, da Kapital auf Innovationskraft trifft.

Wertschöpfungskette

Nicht jedes Unternehmen benötigt eine komplette Transformation in das Plattform-Geschäftsmodell. Hier kann das Setzen auf ein Hybridmodell, wie ein Ökosystem, das von einer Onlineplattform gestützt wird, auch genannt wird, sinnvoller sein. Hierbei wird das existierende, traditionelle Konzept mit dem Plattform-Geschäftsmodell verknüpft, um einige Aktivitäten dorthin ausz ulagern oder neu aufzubauen. Der Aufwand muss nicht zwangsläufig groß sein. Ein Hersteller kann sich seinen eigenen Markt auf einer Onlineplattform aufbauen oder über die Plattform bestimmte Serviceleistungen anbieten. Ein Großhändler hätte die Möglichkeit, mit einer Onlineplattform im Einzelhandel Akzente zu setzen.


Die Kombination von traditionellem Business mit der Plattformökonomie könnte zum Herzstück erfolgreicher Unternehmen werden. Apple nutzt zwar klassisch die Wertschöpfungskette, um seine Hardware zu produzieren. Doch immer mehr Raum nehmen die Millionen von Apps ein, die über die Onlineplattform App Store vertrieben werden. Das Geheimnis dieser Hybridmodelle ist, dass die Kombination das Maximum an Gewinn erzielen kann. Wenn das System Plattformökonomie gesund ist, hat das einen höheren Wert als nur die Anzahl der verkauften Produkte. 

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5. Vorteile und Nachteile der Plattform­ökonomie

Vorteile der Plattform Economy

Eine erfolgreiche Onlineplattform vergrößert drastisch den Absatzmarkt. Physische und geografische Grenzen spielen in einer digitalen Welt keine Rolle mehr, wodurch das Plattform-Geschäftsmodell ungeahnte Wachstumspotenziale bietet. Da lockt es durchaus, ein Unternehmen selbst zur Onlineplattform werden zu lassen.


Das geschieht in der Theorie recht einfach, indem das eigene Sortiment durch Angebote von Dritten erweitert wird. Die Plattformökonomie ist die konsequente Reaktion auf ein verändertes Verhalten der Kunden. Nur hier lassen sich maßgeschneiderte Produkte anbieten, deren Relevanz sich durch die Personalisierung erhöht. Das funktioniert deshalb so gut, weil eine direkte Schnittstelle zum Kunden vorhanden ist, was Zugriff auf jede Menge Daten garantiert.

Nachteile der Plattform Economy

Hersteller und Händler, die sich dafür entscheiden, in das Plattform-Geschäftsmodell einzusteigen, müssen sich einem unerbittlichen Preiskampf und der damit verbundenen Transparenz stellen. Schon innerhalb einer Produktart ist durch die verschiedenen Anbieter der Kampf enorm. Einige lösen sich aus diesem Druck, indem sie auf starke Eigenmarken setzen.


Zwar ist die Schaffung einer Onlineplattform im Vergleich zu anderen Geschäftsmodellen noch recht günstig, doch bringen die Erstellung und Pflege durchaus gewisse Kosten mit sich. Nicht jeder hat die Ressourcen und Kompetenzen, eine neue Onlineplattform ins Leben zu rufen. Wer ein altes System übernimmt, stößt möglicherweise auf Widerstände oder muss zusätzlich Personal einstellen. Die digitale Infrastruktur alleine reicht nicht. Um in der Plattformökonomie erfolgreich zu sein, muss eine Governance etabliert werden, damit die autonom agierenden Lieferanten koordiniert werden. Kommt es bei Dienstleistern und Partnern zu Qualitätsmängeln, ist schnell die Reputation des Besitzers der Onlineplattform infrage gestellt, was den Wert des Plattform-Geschäftsmodells sinken lässt. Kritiker sprechen vom Plattform-Kapitalismus.


Tatsächlich werden in der Plattformökonomie Machtverhältnisse neu definiert, da es nicht nur darum geht, dass eine Community eifrig Content teilt. Denn ein Plattform-Geschäftsmodell wie Uber, Airbnb oder die zahlreichen Reiseportale haben konservative Mitbewerber mittlerweile in die Knie gezwungen. Durch die Grenze zwischen gewerblichen und privaten Angeboten sind im Wettbewerbsvergleich durch die höheren Kosten professionelle Anbieter im Nachteil.

6. Zukunft der Plattform­ökonomie

Die Plattformökonomie liegt im Trend, doch Trends haben es so an sich, dass neue Innovationen für ein Abflachen des Booms sorgen können. Vor allem die Blockchain als Technologie hinter Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum ist hier zu nennen. Schließlich wird ebenso die autonome wie dezentrale Organisation des Marktes ermöglicht. Hier gibt es - wie bei Bitcoin - keine Gatekeeper, die den Zugang zum Markt kontrollieren können.


Die Crowd vollbringt die Netzwerkleistung in Eigenregie und völlig gleichberechtigt. Das könnte die zentralistisch geprägte Plattformökonomie auf Dauer die Vormachtstellung kosten und die Macht über die Netzwerke fällt zurück von der Crowd auf einzelne Teilnehmer.


Unternehmen, die eine Kultur der Innovation besitzen, können jedoch noch immer problemlos auf den Zug des Plattform-Geschäftsmodells aufspringen, da der Markt noch nicht ausgeschöpft und offen für neue Ideen ist. Es empfiehlt sich dabei jedoch, stets die technologischen Entwicklungen im Blick zu behalten, denn auf dem Markt in der digitalen Welt ist der Wandel die einzige Konstante.


Sollte die Entwicklung am Puls der Plattformökonomie bleiben, wäre es durchaus möglich, dass am Ende noch eine Onlineplattform übrig bleibt, die mit uneingeschränkter Macht über den Markt regiert. Es ist daher davon auszugehen, dass auch die nächsten Jahrzehnte maßgeblich vom Plattform-Geschäftsmodell geprägt sein werden.

7. Wie eine Community dabei helfen kann,
mit einer Onlineplattform erfolgreich zu werden

Aus Sicht der Kunden ist die treibende Kraft hinter einer Onlineplattform die persönliche Erfahrung, die auf dem Portal gesammelt wird. Es geht weniger um die Produkte selbst wie im traditionellen Business, sondern unter dem Strich zählt nur das Erlebnis. Um in der Platform Economy zu bestehen, ist es daher wichtig, maßgeschneiderte Lösungen und Erlebnisse für Individuen und Organisationen bereitzuhalten.


Unternehmen müssen zunächst die Intentionen der Kunden unter die Lupe nehmen und dynamisch neue Erlebnisse erschaffen. Amazon nutzt hierfür spezielle Tools, die Interesse und Intentionen messen können, wobei sich die abgreifbare Datenmenge aufgrund unterschiedlicher Datenschutzbestimmungen von Land zu Land unterscheidet. Wer sich eine aktive Community wünscht, im Plattform-Geschäftsmodell, kommt nicht umhin, den Nutzen für den Kunden zu steigern.


Hier greift der Facebook-Effekt: Je mehr Menschen sich einer Onlineplattform anschließen, desto größer ist der Effekt. Schließlich hat jeder User einen Kreis von Freunden und Verwandten, die potenzielle Neukunden darstellen. Jeder aktive Nutzer hat zudem einen Mehrwert für die anderen User. In Form von Kommentaren und Rezensionen stellt jeder User kostenlosen Content ein, den andere konsumieren.


Manche Onlineplattform innerhalb der Plattformökonomie verfolgt hingegen ein anderes Konzept.

Bei Appstores gibt es mit den Kunden und den Entwicklern zwei Gruppen, die sich gegenseitig pushen. Je mehr Produkte gelistet werden, desto mehr Interessenten können angesprochen werden. Auch Portale, die Verkehrsinformationen, Hotelinformationen oder Rezensionen aus der Gastronomie zum Thema haben, verfahren nach diesem Konzept. Jeder aktive Kunde stellt Daten ein, die alle anderen nutzen können.


Wenn auf einer Onlineplattform erst einmal ein reges Treiben herrscht, ist es für Konkurrenten schwer, überhaupt Fuß auf dem jeweiligen Markt zu fassen. Wer die meisten Daten hat, kann seine Angebotspalette ständig optimieren. Das ist wie bei Google. Die Suchmaschine hat dermaßen viele Daten zur Verfügung, sodass Mitbewerber automatisch schlechtere Ergebnisse liefern. Daraus lässt sich ein Grundsatz der Plattformökonomie ableiten: „The winner takes it all - der Gewinner bekommt am Ende alles". Für Unternehmen bedeutet das, die Zeichen auf gnadenloses und rasantes Wachstum der Community zu setzen.


Der Kampf um die Community ist mit enormen Geldsummen verbunden. Uber ist zum Beispiel so vorgegangen. Dem Unternehmen war schnell klar, dass nur der Größte gewinnt, wenn das Plattform-Geschäftsmodell mit den autonomen Fahrzeugen zur Normalität wird. Wer dann schneller und billiger anbietet, wird von der Community mit Interaktion und Wachstum belohnt. Da der Wettbewerb nicht kontinuierlich ansteigt, sondern vorbei ist, sobald ein Teilnehmer der Plattformökonomie gewonnen hat, hängt viel an einer gesunden, aktiven und ständig wachsenden Community. Marken haben die Macht verloren, wenn die Mitglieder der Gemeinschaft nicht mehr mit Audi, BMW und Mercedes zur Arbeit fahren, sondern einen Uber nutzen. Das lässt sich beliebig fortspinnen - Reiseveranstalter, Kinos, regionale Wochenblättchen und Fernsehsender haben schon aufgegeben, weil die Community die Onlineplattform vorzieht.

Fallbeispiel Amazon

Der Erfolg von Amazon im Plattform-Geschäftsmodell basiert auf Daten, um die Bedürfnisse des Marktes herauszufinden und die Führungsrolle zu behalten. Anhand der so getroffenen Voraussagen können den Kunden Produkte, die ebenfalls von Interesse sind, vorgeschlagen werden, um die Verkaufszahlen zu steigern.


Die Community hilft dabei kräftig mit, indem die Möglichkeit besteht, Wunschlisten anzulegen. Für die Kunden ein praktisches Verwaltungstool, für Amazon wertvolles Material zur Steigerung der Absatzzahlen. Denn das Einkaufsverhalten kann besser vorhergesagt werden und die Kunden fühlen sich in ihren Bedürfnissen ernst genommen, kaufen kräftig weiter ein und rezensieren die Produkte.

Auch die Einbindung von Alexa und anderer digitaler Intelligenz hilft, das Shoppingerlebnis zu personalisieren und die Community weiter zu mobilisieren. Mit Amazon Echo kann überall und jederzeit geordert werden, was dem Unternehmen weitere wichtige Daten liefert. Wie sich an diesem Beispiel zeigt, wird eine aktive Community durch die Bereitstellung der entsprechenden Tools überhaupt erst gefördert und kann so langfristig zum Erfolg führen.

Kunden­community in der Plattform­ökonomie und der Customer Lifetime Value

Um dauerhaft den Erfolg sicherzustellen, ist in der Plattformökonomie der Customer Lifetime Value im Blick zu behalten. Mit dieser Kennzahl ist es möglich, Kunden besser zu verstehen.

Kurz gesagt, ist der Customer Lifetime Value (CLV) eine Einschätzung des Wertes, die eine Beziehung mit dem Kunden einem Unternehmen bringt. Gezieltes, langfristiges Marketing steigert diesen Wert. Gerade in der Platform Economy mit seiner Eigendynamik ist es wichtig, die maximale Wertschöpfung zu erhalten.


Da nicht jeder Teil der Community einen einheitlichen Umsatz generiert, ist es gut zu wissen, in welchen Teil der Kunden primär investiert wird. Denn auch im Plattform-Geschäftsmodell gilt die Devise, dass es leichter ist, zufriedene Kunden zu halten als neue zu gewinnen. Bei einem Bestandskunden liegt die Wahrscheinlichkeit, etwas zu verkaufen bei rund 70%, während ein Neukunde zu 5%, beziehungsweise maximal zu 20% etwas kauft. Wiederholungstäter in der Netzwerkökonomie bringen daher höhere Profite.


Die Länge einer Kundenbeziehung ist nicht abschätzbar. Üblicherweise wird der Wert für 12 bis 24 Monate angegeben. Der CLV macht Marketingausgaben planbar und es bleiben mehr Ressourcen übrig, um die Kunden im Plattform Geschäftsmodell zu Interaktionen zu animieren. Daneben erlaubt der CLV einen Überblick über das Wachstum und eine Einschätzung, ob die aktuelle Strategie schnelle Gewinne oder ein kontinuierliches, aber stabiles Wachstum fördert. Mit dem CLV können folgende Fragen beantwortet werden:

Welcher Preis ist angemessen, um einen Kunden für die Onlineplattform zu akquirieren?
Welche Investitionen sind notwendig, um Kunden zu halten oder zurückzugewinnen?
Wie viel Zeit sollte generell in die Kundenakquise investiert werden?
Passt die Angebotspalette auf die besten Kunden der Onlineplattform?
Es gibt unterschiedliche Wege, den CLV zu berechnen. Einmal ausgewählt, sollte diese Variante beibehalten werden. Die folgenden Faktoren müssen bei jeder Art der Berechnung berücksichtigt werden:
Customer Lifespan (Dauer der Geschäftsbeziehung auf der Onlineplattform)
Retention Rate (Kundenbindungsrate)
Churn Rate (Verlustrate von Kunden)
Durchschnitt der Gewinnmarge von einem Kunden
Diese Modelle des CLV gibt es:
Historischer CLV: Hier werden alle Bruttogewinne eines Kunden addiert. Dann werden Fixkosten abgezogen, um den realen Gewinn zu ermitteln.
Prädikativer CLV: Eine Voraussage wird ermittelt, indem durchschnittliche monatliche Transaktionen, der durchschnittliche Bestellwert, die Customer Lifespan in Monaten und der durchschnittliche Deckungsbetrag miteinander multipliziert werden. Dieser Ansatz hat den Nachteil, dass lediglich eine Vorhersage möglich ist.
Traditioneller CLV: Diese Formel ermöglicht es, im definierten Zeitraum auch Änderungen des Kundenumsatzes zu berücksichtigen. Benötigt werden Discount Rate (D), Rentention Rate (R) und GML als Deckungsbeitrag pro Customer Lifespan. Die Formel lautet: CLZ = GML x (R: (1+D-R) ).
Ist der CLV ermittelt, werden die Ergebnisse eingesetzt, um Strategien zu erarbeiten, die das Wachstum der Onlineplattform fördern:
Kunden segmentieren: Profiling wird verbessert und die Community erhält individuell passendere Angebote. Ebenfalls können Prioritäten gesetzt werden, um Kunden zurückzugewinnen.
Kundentreue optimieren: Je mehr im Plattform-Geschäftsmodell über den einzelnen Kunden bekannt ist, desto maßgeschneiderter werden die Angebote. Treueprogramme oder Clubmitgliedschaften erhöhen die Bereitschaft, auch in Zukunft in der Community aktiv zu sein.
Vorhersagen verbessern: Die Plattformökonomie ist schnelllebig. Der CLV sorgt dafür, dass die Community aktiv bleibt, indem Produkte und Service ständig angepasst werden an Bedürfnisse.
Beste Kunden erkennen: Die Daten einer Onlineplattform erlauben es, umsatzstarke Mitglieder zu identifizieren und Angebote für diese Gruppe besser zu promoten. Die Kunden fühlen sich besser verstanden und reagieren durch Teilen von Beiträgen, Kommentaren und Rezensionen.

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Onlineplattform und B2B - eine Welt mit eigenen Regeln

Das Plattform Geschäftsmodell existiert auch im B2B-Bereich. Typisches Beispiel wäre eine Onlineplattform, auf der industrielle Leistungen oder Software für Unternehmen vermittelt werden.


In der Plattformökonomie bieten Marketplaces verschiedene Dienste für die Industrie an - vom Nischenprodukt bis zu Dienstleistungen für Großkunden. Ziel einer derartigen Onlineplattform ist es, eine Anlaufstelle zu bieten, wenn Aufgaben außerhalb der Kernkompetenzen outgesourct werden. Das führt zu einem sehr marktspezifischen Angebot, da Leistungsbeschreibung und Qualitätssicherung stimmen müssen. Softwareplattformen helfen dabei, Innovationen zu fördern und gleichzeitig Abläufe zu harmonisieren. Die Plattformökonomie hat dabei Vorläufer. Schon vor einigen Jahren haben sich die Automobilhersteller auf eine einheitliche Software bei Bauteilen geeinigt, damit der Datenverkehr innerhalb der Lieferkette erleichtert wird.


Je dichter und umfassender eine Vernetzung ist, desto besser entwickelt sich eine Onlineplattform. Nur dort sind Sicherheit bei den Schnittstellen und Stabilität gewährleistet.


Doch inwieweit eignet sich das Plattform Geschäftsmodell tatsächlich im Bereich B2B? Oder anders gefragt: Wann wird die große Zahl an Usern für den einzelnen Nutzer zum Vorteil? Unabhängig davon, ob es sich um eine breit aufgestellte Onlineplattform wie eBay handelt oder es um eine global verteilte Software geht: Es kommt in der Plattformökonomie vor allem auf die Stabilität des Angebotes an, aber auch die Sicherheit. Schließlich werden sich in der Community User mit ganz unterschiedlichen Hintergründen treffen. Hier können ständig Fehler auftreten, weshalb auf Abhängigkeit von Dritten verzichtet werden sollte und strenge Qualitätskontrollen notwendig sind.

Neben dem eigenen Geschäftszweig sind im Bereich B2B auch Schnittstellen mit Akteuren des öffentlichen Raumes oder geschäftliche Netzwerke rund um ein bestimmtes Thema denkbar.


Klassisches Beispiel wäre eine Online-Partnervermittlung, doch sind heute die Themen auch nicht mehr so leicht zu finden wie noch vor ein paar Jahren.


Wichtig im Plattform-Geschäftsmodell ist Transparenz. Schließlich ist die Onlineplattform wie ein Korb, in den verschiedene Partner ihre Zutaten legen. Das kann schnell in ein Chaos ausarten oder zumindest den Eindruck mangelnder Qualitätssicherung aufkommen lassen.


Ein guter Ansatz in der Plattformökonomie waren Portale, auf denen Handwerksleistungen getauscht werden konnten, doch leider erwiesen sich diese Seiten durch ihre Unübersichtlichkeit als langfristig nicht attraktiv. Daraus lässt sich lernen, dass ein Plattform-Geschäftsmodell nur mit einfachen, dafür aber strengen Regeln funktioniert.


Wer es geschafft hat erfolgreich in seine Onlineplattform zu investiert und das Portal zu ihrer nötigen Anerkennung geführt hat, sieht sich schnell mit einem Konkurrenzprodukt oder einem Kaufangebot konfrontiert. Denn das Finden einer funktionierenden Idee für eine Onlineplattform ist riskant und ein hart umkämpfter Markt. Neben der Innovation müssen vor allem die Ressourcen vorhanden sein, nahezu mit Lichtgeschwindigkeit wachsen zu können und gleichzeitig den Wettbewerb aus finanzstarken Gegenspielern sowie den zunehmenden Regularien der Gesetzgebung zu bestreiten.

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8. Zusammen­fassung

Die Plattform Economy verändert ganze Branchen, indem internetbasierte Plattformen eingesetzt werden, die einem Marktplatz gleichen. Statt Leistungserstellung wird auf Technologie gesetzt, was schnelles Wachstum und ein skalierbares Geschäftsmodell bedeutet. Ziel ist der Aufbau eines Ökosystems, das durch den Netzwerkcharakter eine hohe Kundenbindung aufweist.


Aus ökonomischer Sicht ist das Plattform-Geschäftsmodell gegenüber klassischen Systemen im Vorteil, da die Kosten im Verhältnis überschaubar bleiben. Durch konsequente Spezialisierung wird der Nerv von Zielgruppen getroffen. Nutzerdaten stellen dabei eine Art soziale Währung dar, die für stetige Optimierungen sorgen.


Die Onlineplattform selbst muss aktiv und interessant sein, damit sie für die Community attraktiv ist. Für Unternehmer stellt sich die Frage, wie man mit dem Plattform-Geschäftsmodell umgehen soll. Vor allem mittlere und kleine Unternehmen haben hier noch strategische Defizite. Mit einem kompetenten Partner an der Seite wird jedoch nach einer Analyse schnell klar, wie diese Herausforderungen angegangen werden können. Entweder wird die Onlineplattform alleine aufgebaut, mit Partnern oder ein Hybrid-System zeichnet sich als beste Lösung ab.


Wichtig ist, zu erkennen, dass die Plattformökonomie nicht nur eine vorübergehende Mode oder ein Technologie Hype ist, sondern ein die Zukunft veränderndes Geschäftsmodell.

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